----- Original Message -----
From: Kain Christine
To: 'Reinhold Kiehl'
Sent: Friday, April 10, 2009 10:51 AM

Hallo Herr Kiehl,

 

hier die gewünschten Artikel – und ein schönes Osterfest!

Mit freundlichen Grüßen

Christine Kain

 

Campus für
Techologie hat Priorität

 


Von Johannes Schiedermeier

 

 

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CHAM. Der
Stadtrat war sich einig: Der Technologie-Campus soll im ehemaligen Algro-Gebäude in der Badstraße als Außenstelle der Fachhochschule Deggendorf gebaut werden. Die Kosten für die Sanierung und den Umbau des neuen Projektes in Höhe von 3,1 Millionen Euro sollen mit dem vollen Fördersatz von 87 Prozent aus den Geldern des Konjunkturpakets finanziert werden. Insgesamt brachte der Stadtrat drei Projekte zur Bezuschussung auf den Weg: Auf Platz 1 setzte er den Technologie-Campus, auf Platz zwei die energetische Fassadensanierung des Schulhauses Vilzing, auf Platz drei den Neubau des Kindergartens in Loibling eventuell samt Kinderkrippe.
Der Kindergarten wurde auf Platz drei gesetzt, weil er mit rund 30000 Euro weniger auch durch normale Fördergelder finanziert werden kann. Insgesamt rechnete Architekt Georg Kerschberger den Stadträten hier Gesamtkosten von rund 1,21 Millionen Euro vor, Maximalförderung 832000 Euro. Die Investitionen bei der Schulhaus-Sanierung in Vilzing liegen bei 300000 Euro.

Eine einmalige Chance

Der Technologie-
Campus für Mechatronic sei eine einmalige Chance für die Stadt, so Bürgermeisterin Karin Bucher. Ihr sei auch die Unterstützung des Landkreises von Landrat Theo Zellner signalisiert worden. Die Chance auf Förderung sei zwar nicht gerade berauschend, so Bucher, sie rechne aber damit, dass der Campus einen ähnlichen Stellenwert wie etwa der Biopark habe. „Wenn wir den Zuschuss von 87 Prozent nicht bekommen, dann können wir das Projekt auch nicht stemmen“, so die Bürgermeisterin. Der Campus erfülle alle geforderten Zuschuss-Kriterien.
Architekt Hans Engl rechnete dem
Stadtrat Gesamtkosten von rund 3,1 Millionen Euro vor. Das sei bereits eng kalkuliert auf 15500 Kubikmeter umbauten Raum mit 7000 Quadratmetern Außenanlagen. Ein Neubau, so der Architekt auf die Frage von Stadtrat Dr. Vetter, rechne sich jedoch trotzdem nicht. Das Trägerwerk des Gebäudes sei noch nutzbar. Prof. Reinhard Höpfl, Rektor der Fachhochschule Deggendorf, zeigte sich begeistert von der Architektur. Der Campus berge große Chancen für die Region. Er werde betrieben von zwei Professoren und mehreren Doktoranden. Später werde sich der Campus aus Forschungsaufträgen selbst finanzieren.

Innenausstattung bereits finanziert

Klaus Schedlbauer aus der Wirtschaftsabteilung des Landratsamtes bezeichnete den
Campus ebenfalls als große Chance für die Region. Die Innenausstattung sei über 2,3 Millionen Euro aus dem Topf der ursprünglichen Transrapid-Gelder bezahlt. Es gebe bereits Interesse des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums an Zusammenarbeit und die 30 Mitglieder des seit 1990 bestehenden Mechatronik-Netzwerkes seien bereits mit der FH in Kontakt. „Das eröffnet die Möglichkeit, dass die dringend benötigten Ingenieure nach dem Studium auch wirklich in der Region bleiben.“ Zusätzlich ergäben sich weitere Fördermöglichkeiten durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Der Stadtrat verabschiedete die Prioritätenliste für das Förderpaket einstimmig.
Erschienen:
03.04.2009: KÖZ / 78 / Seite:39

 

Stadtrat setzt Campus für
Technologie auf Priorität 1

 


Von Johannes Schiedermeier


Architekt Hans Engl stellte die Raumplanung für den Technologie-
Campus in der Badstraße dem Stadtrat vor.

 

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CHAM. Der
Stadtrat war sich einig: Der Technologie-Campus soll im ehemaligen Algro-Gebäude in der Badstraße als Außenstelle der Fachhochschule Deggendorf gebaut werden. Die Kosten für die Sanierung und den Umbau des neuen Projektes in Höhe von 3,1 Millionen Euro sollen mit dem vollen Fördersatz von 87 Prozent aus den Geldern des Konjunkturpakets finanziert werden. Insgesamt brachte der Stadtrat drei Projekte zur Bezuschussung auf den Weg: Auf Platz 1 setzte er den Technologie-Campus, auf Platz zwei die energetische Fassadensanierung des Schulhauses Vilzing, auf Platz drei den Neubau des Kindergartens in Loibling eventuell samt Kinderkrippe.
Der Kindergarten wurde auf Platz drei gesetzt, weil er mit rund 30000 Euro weniger auch durch normale Fördergelder finanziert werden kann. Insgesamt rechnete Architekt Georg Kerschberger den Stadträten hier Gesamtkosten von rund 1,21 Millionen Euro vor, bei einer Maximalförderung von rund 832000 Euro. Die Investitionen bei der Schulhaus-Sanierung in Vilzing liegen bei rund 300000 Euro nach ersten Berechnungen.

Eine einmalige Chance

Der Technologie-
Campus für Mechatronic sei eine einmalige Chance für die Stadt, so Bürgermeisterin Karin Bucher. Ihr sei auch die Unterstützung des Landkreises von Landrat Theo Zellner signalisiert worden. Die Chance auf Förderung sei zwar nicht gerade berauschend, so Bucher, sie rechne aber damit, dass der Campus einen ähnlichen Stellenwert wie etwa der Biopark habe und deswegen auch bevorzugt bezuschusst werde. „Wenn wir den Zuschuss von 87 Prozent nicht bekommen, dann können wir das Projekt auch nicht stemmen“, so die Bürgermeisterin. Der Campus erfülle alle geforderten Zuschuss-Kriterien.
Architekt Hans Engl rechnete dem
Stadtrat Gesamtkosten von rund 3,1 Millionen Euro vor. Das sei bereits eng kalkuliert auf 15500 Kubikmeter umbauten Raum mit 7000 Quadratmetern Außenanlagen und einer Nutzfläche von 2700 Quadratmetern. Allein 780000 Euro seien für die aufwendige Haustechnik veranschlagt.
Ein Neubau, so der Architekt auf die Frage von
Stadtrat Dr. Vetter, rechne sich jedoch trotzdem nicht. Das Trägerwerk des Gebäudes sei noch nutzbar. Prof. Reinhard Höpfl, Rektor der Fachhochschule Deggendorf, zeigte sich begeistert von der Architektur. Der Campus berge große Chancen für die Region. Er werde betrieben von zwei Professoren und mehreren Doktoranden. Es gebe bereits im Vorfeld gute Kontakte zu ortsansässigen Firmen, die großes Interesse signalisiert hätten. Später werde sich der Campus aus Forschungsaufträgen selbst finanzieren.

Innenausstattung bereits finanziert

Klaus Schedlbauer aus der Wirtschaftsabteilung des Landratsamtes bezeichnete den
Campus ebenfalls als große Chance für die Region. Die Innenausstattung sei über 2,3 Millionen Euro aus dem Topf der ursprünglichen Transrapid-Gelder bezahlt. Es gebe bereits Interesse des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums an Zusammenarbeit und die 30 Mitglieder des seit 1990 bestehenden Mechatronik-Netzwerkes seien bereits mit der FH in Kontakt. „Das eröffnet die Möglichkeit, dass die dringend benötigten Ingenieure nach dem Studium auch wirklich in der Region bleiben.“ Zusätzlich ergäben sich weitere Fördermöglichkeiten durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Der Stadtrat verabschiedete die Prioritätenliste für das Förderpaket einstimmig.
Erschienen:
03.04.2009: CHA_W / 78 / Seite:28
03.04.2009: CHA / 78 / Seite:28

 

FH-Campus für
3,1 Millionen Euro

 


Von Johannes Schiedermeier

 

 

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CHAM. Mit einer 3,1 Millionen Euro schweren Planung für den Technologie-
Campus in der Badstraße wird sich der Stadtrat heute ab 17 Uhr in seiner öffentlichen Sitzung im Langhaussaal beschäftigen. Architekt Engl und die Professoren Höpfl und Firsching von der Fachhochschule Deggendorf stellen das Konzept vor. Es soll eines der Projekte sein, mit denen die Stadt Cham ins Rennen um die insgesamt 127 Millionen Euro des Konjunkturpakets II gehen wird.

Campus und Kinderkrippe

Wie bereits berichtet soll das leerstehende ehemalige Netto-Gebäude in der Badstraße umgebaut werden. „Das Projekt befindet sich bisher nicht im Haushalt der Stadt Cham und kann nur über das Konjunkturpaket finanziert werden“, so Bürgermeisterin Karin Bucher in einem Vorgespräch mit dem Bayerwald-Echo. Zudem sei es eine Maßnahme zur energetischen Sanierung des Gebäudes und erfülle somit alle geforderten Voraussetzungen für die Bezuschussung.
Das zweite Projekt, das die Stadt Cham der Bayerischen Staatsregierung vorschlagen wird, ist der Neubau des Kindergartens Loibling. Eventuell ist sogar daran gedacht, dort eine Kinderkrippe einzurichten, so Bucher. Dazu werde derzeit eine Umfrage ausgewertet, die die Auslastung prüfen soll. Die Stadt Cham besitzt derzeit eine erste Kinderkrippe am Kindergarten in Windischbergerdorf. Zwei freie Träger hätten ebenfalls Interesse bekundet.
Der
Stadtrat wird sich in seiner Sitzung außerdem mit der Zusammensetzung der Lenkungsgruppe für das „Gesamtstädtische städtebauliche Entwicklungskonzept“ befassen. Neben Bürgermeisterin Bucher sind derzeit die Fraktionssprecher Karl-Heinz Hampel, Günther Lommer und Michael Daiminger vorgesehen, Vertreter der Wirtschaft ist IHK-Geschäftsführer Richard Brunner, für die Jugend Jugendrats-Sprecher Alex Kregiel, für den Einzelhandelsverband Martin Kuchenreuter. Mit im Gremium sind auch die Architekten der Werkgemeinschaft Freiraum und Stadtbaumeister Franz Pamler. Gesucht werden zwei weitere Stadträte.

Für die Ganztagsschule

5000 Euro Zuschuss soll es für den Aufbau eines Ganztagszuges an der Grundschule Cham geben. Bucher machte klar, dass sie diesen Antrag mit Nachdruck unterstützt. Die Ganztagsschule sei für sie die Schulform der Zukunft. Gleichzeitig wiederholte sie jedoch die Kritik am System. Der Freistaat sei eigentlich für die Bezahlung des Personals zuständig und die Stadt für den Sachaufwand. Mit den 5000 Euro Zuschuss werde diese Grenze verwischt. „Man muss ja auch sehen, dass wir in Cham knapp 30 mögliche Ganztagszüge haben. Wenn wir da für jeden 5000 Euro bezahlen sollen, dann wäre das ein ziemlicher Betrag.“ Der Freistaat sei gefordert, solche Dinge selber zu regeln und nicht häppchenweise unter Zuziehung der Kommunen.

Erschienen:
02.04.2009: CHA_W / 77 / Seite:27
02.04.2009: CHA / 77 / Seite:27

 

Im Schlagschatten des Klinikdefizits

 


Von Johannes Schiedermeier

 

 

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CHAM/LANDKREIS. Der Kreishaushalt verzeichnet rundum erfreuliche Entwicklungen. Deswegen hat ihn der Kreistag am Freitag abgesegnet. Doch geriet die Debatte voll in den
Schlagschatten der explodierenden Klinik-Defizite. Es gab Rücktrittsforderungen an die Geschäftsführung und Grundsatzdebatten über die dreihäusige Struktur. Am Ende stimmten mit Hans Kraus, Hans Stangl und Alfred Wittmann sogar drei Kreisräte der Freien Wähler gegen den Haushalt – mit dem Hinweis auf die Defizite der Kliniken, deren Wirtschaftsplan jedoch nicht Gegenstand der Sitzung war. Das sei konsequent, so Kraus, weil man angekündigt habe, weiteren Defiziten nicht mehr zuzustimmen.

Privatisierung wieder ein Thema

Alle Fraktionen vollzogen die Argumentation des Landrates nach. Der Haushalt setze richtige Akzente bei Bildung und Familie. Die Investitionsquote sei hoch. Steuerkraft und Umlagekraft steigen (siehe extra Artikel).
3,4 Millionen Euro schießt der Landkreis heuer zu, damit aus dem Fehlbetrag von 5,2 Millionen Euro im Jahr 2008 keine Überschuldung der Kliniken werde, so Landrat Theo Zellner. Das größte Problem sei die ständige Abweichung vom Wirtschaftsplan. Auch ein Defizit müsse planbar sein. Ziel sei eine finanzierbare, wohnortnahe Versorgung. Die Akzeptanz steige, das Konzept sei stimmig und das Personal engagiert.
Erstmals nahm Landrat Zellner wieder öffentlich das Thema Privatisierung in den Mund: „Wenn sich die Defizite fortsetzen, dann müssen wir darüber reden, ob wir mit einem finanzstarken Partner kooperieren.“
Eine heftige Diskussion entzündete sich, weil Landrat Theo Zellner die öffentliche Kritik des Freien Wählers Alfred Wittmann abkanzelte, der im Zusammenhang mit dem Defizit der Kliniken von einem „Scherbenhaufen“ gesprochen hatte. Er solle sich künftig überlegen, wo er seine Kritik äußere und das dann nicht nur im Stadtrat tun, wo ihm der Beifall gewiss sei, eine Debatte über Kreiskliniken aber gar nicht hingehöre. „Wer so redet, handelt verantwortungslos. Kritik ist erlaubt. Es geht aber auch um die Wortwahl.“

Sondersitzung angekündigt

Alfred Wittmann entgegnete, er werde weiter Kritik äußern, wo und wie er es für richtig halte. Der Landrat müsse es ertragen, dass es andere Meinungen gebe. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates wies ihm Wittmann eine Mitschuld an den Defiziten zu.
Landrat Zellner kündigte eine nicht öffentliche Sondersitzung des Kreistages zum Thema Kreiskliniken an. Dann würden auch Gründe für das Defizit genannt, die in den Abteilungen und in Verträgen zu suchen seien. Der Vorschlag wurde von allen Fraktionen begrüßt. Dann, so Zellner, sei er schon gespannt, wie Wittmann seine Schuldzuweisung begründe.
Die Forderung des Freien Wählers Hans Stangl, der Aufsichtsrat solle die Geschäftsführung feuern, wies der Landrat zurück. Das bringe zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts. Man stehe vor einem Berg von Zahlen und könne vor den anstehenden Verhandlungen mit den Kassen nicht einmal über einen Wirtschaftsplan reden. „Wenn die Zahlen allerdings auch heuer aus dem Ruder laufen, dann wird über dieses Thema geredet.“ Derzeit seien 2,5 Millionen Euro Defizit für 2009 angekündigt.
Karl Holmeier, Fraktionssprecher der CSU, kritisierte ebenfalls, dass die angekündigten Defizite sich von 3,6 Millionen (30. September 2008) über 4,2 (19. Januar 2009) auf 5,2 Millionen (März 2009) ausgeweitet hätten.
Für die SPD erklärte Wolfgang Kerscher, man sei grundsätzlich bereit, auch Defizite der Kliniken mitzutragen. Doch für den Fall, dass diese weiter steigen, kündigte auch Aufsichtsrats-Mitglied Kerscher Konsequenzen an. Allerdings wies er den Vorwurf zurück, der Aufsichtsrat trage Mitverantwortung: „Wir haben unsere Arbeit gemacht. Wir sind hier nicht bei der Landesbank.“

Streit nach Buchers Paukenschlag

Für einen Paukenschlag sorgte Karin Bucher (FW): „Der Auftrag an die Pro Hospital war ein Fehler.“ Den Kliniken drohe ein Kollaps. Sie kritisierte den Bau den Bad Kötztinger Krankenhauses. Statt einer Grundversorgung solle dort etwas anderes angeboten werden, eventuell ein Zentrum für den psychiatrischen Bereich. Wünschenswertes müsste zugunsten der Pflichtaufgaben zurückstehen. Man brauche kein Prophet zu sein, um festzustellen, dass die Klinik-GmbH die Miete nicht werde zahlen können. Nicht umsonst habe 2005 kein Privater die Häuser haben wollen. Der Bürger dürfe nicht weiter für die Folgen einer verfehlten Krankenhaus-Politik zur Kasse gebeten werden.
Landrat Zellner erinnerte daran, dass der Kreistag eine dreihäusige Struktur festgelegt habe. „Wenn das infrage gestellt werden soll, muss der Kreistag das sagen. Ich halte eine neue Strukturdebatte für gewagt.“
Für die Grünen kritisierte Kreisrat Gerhard Weiherer, dass man nicht weiter so vor sich hinwursteln könne. Er bezweifelte, dass Kooperation so einfach sei. „Der Landkreis will die schweren Fälle selber machen und die leichten abschieben...“ Eine Überweisung zwischen den Häusern und von den niedergelassenen Ärzten sei da schon eine größere Hilfe.

„Zwangsjacke der Defizite“

Frieder Costa, CSU-Kreisrat aus Bad Kötzting, kritisierte die Chamer Bürgermeisterin Bucher für ihre Äußerungen. In der zentralen Kreisstadt müsse man sich ja um die Grundversorgung von Lamer Bürgern keine Sorgen machen.
Hans Ertl (FW) sah das Problem in der Grundeinstellung des Bundesministeriums. Dort sei das Ziel eine große Poliklinik in der Mitte und keine Flächenversorgung. Deswegen werde es auch im nächsten Jahr Sparverordnungen geben. Dem schloss sich sein Fraktionskollege Volker Heiduk an. Die ganze Republik stecke in der Zwangsjacke der Defizite. Es gebe nur die Möglichkeit, Strukturen zu hinterfragen und Schnittstellen zu optimieren.

Erschienen:
04.04.2009: KÖZ / 79 / Seite:44

 


Im
Schlagschatten des Klinikdefizits

 


Von Johannes Schiedermeier

 

 

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CHAM/LANDKREIS. Der Kreishaushalt verzeichnet rundum erfreuliche Entwicklungen. Deswegen hat ihn der Kreistag am Freitag abgesegnet. Doch geriet die Debatte voll in den
Schlagschatten der explodierenden Klinik-Defizite. Es gab Rücktrittsforderungen an die Geschäftsführung und Grundsatzdebatten über die dreihäusige Struktur. Am Ende stimmten mit Hans Kraus, Hans Stangl und Alfred Wittmann sogar drei Kreisräte der Freien Wähler gegen den Haushalt – mit dem Hinweis auf die Defizite der Kliniken, deren Wirtschaftsplan jedoch nicht Gegenstand der Sitzung war. Das sei konsequent, so Kraus, weil man angekündigt habe, weiteren Defiziten nicht mehr zuzustimmen.

Privatisierung wieder ein Thema

Alle Fraktionen vollzogen die Argumentation des Landrates nach. Der Haushalt setze richtige Akzente bei Bildung und Familie. Die Investitionsquote sei hoch. Steuerkraft und Umlagekraft steigen (siehe extra Artikel).
3,4 Millionen Euro schießt der Landkreis heuer zu, damit aus dem Fehlbetrag von 5,2 Millionen Euro im Jahr 2008 keine Überschuldung der Kliniken werde, so Landrat Theo Zellner. Das größte Problem sei die ständige Abweichung vom Wirtschaftsplan. Auch ein Defizit müsse planbar sein. Ziel sei eine finanzierbare, wohnortnahe Versorgung. Die Akzeptanz steige, das Konzept sei stimmig und das Personal engagiert.
Erstmals nahm Landrat Zellner wieder öffentlich das Thema Privatisierung in den Mund: „Wenn sich die Defizite fortsetzen, dann müssen wir darüber reden, ob wir mit einem finanzstarken Partner kooperieren.“
Eine heftige Diskussion entzündete sich, weil Landrat Theo Zellner die öffentliche Kritik des Freien Wählers Alfred Wittmann abkanzelte, der im Zusammenhang mit dem Defizit der Kliniken von einem „Scherbenhaufen“ gesprochen hatte. Er solle sich künftig überlegen, wo er seine Kritik äußere und das dann nicht nur im Stadtrat tun, wo ihm der Beifall gewiss sei, eine Debatte über Kreiskliniken aber gar nicht hingehöre. „Wer so redet, handelt verantwortungslos. Kritik ist erlaubt. Es geht aber auch um die Wortwahl.“

Sondersitzung angekündigt

Alfred Wittmann entgegnete, er werde weiter Kritik äußern, wo und wie er es für richtig halte. Der Landrat müsse es ertragen, dass es andere Meinungen gebe. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates wies ihm Wittmann eine Mitschuld an den Defiziten zu.
Landrat Zellner kündigte eine nicht öffentliche Sondersitzung des Kreistages zum Thema Kreiskliniken an. Dann würden auch Gründe für das Defizit genannt, die in den Abteilungen und in Verträgen zu suchen seien. Der Vorschlag wurde von allen Fraktionen begrüßt. Dann, so Zellner, sei er schon gespannt, wie Wittmann seine Schuldzuweisung begründe.

2,5 Millionen Klinik-Defizit 2009

Die Forderung des Freien Wählers Hans Stangl, der Aufsichtsrat solle die Geschäftsführung feuern, wies der Landrat zurück. Das bringe zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts. Man stehe vor einem Berg von Zahlen und könne vor den anstehenden Verhandlungen mit den Kassen nicht einmal über einen Wirtschaftsplan reden. „Wenn die Zahlen allerdings auch heuer aus dem Ruder laufen, dann wird über dieses Thema geredet.“ Derzeit seien 2,5 Millionen Euro Defizit für 2009 angekündigt.
Karl Holmeier, Fraktionssprecher der CSU, kritisierte ebenfalls, dass die angekündigten Defizite sich von 3,6 Millionen (30. September 2008) über 4,2 (19. Januar 2009) auf 5,2 Millionen (März 2009) ausgeweitet hätten.
Für die SPD erklärte Wolfgang Kerscher, man sei grundsätzlich bereit, auch Defizite der Kliniken mitzutragen. Doch für den Fall, dass diese weiter steigen, kündigte auch Aufsichtsrats-Mitglied Kerscher Konsequenzen an. Allerdings wies er den Vorwurf zurück, der Aufsichtsrat trage Mitverantwortung: „Wir haben unsere Arbeit gemacht. Wir sind hier nicht bei der Landesbank.“

Streit nach Buchers Paukenschlag

Für einen Paukenschlag sorgte Karin Bucher (FW): „Der Auftrag an die Pro Hospital war ein Fehler.“ Den Kliniken drohe ein Kollaps. Sie kritisierte den Bau den Bad Kötztinger Krankenhauses. Statt einer Grundversorgung solle dort etwas anderes angeboten werden, eventuell ein Zentrum für den psychiatrischen Bereich. Wünschenswertes müsste zugunsten der Pflichtaufgaben zurückstehen. Man brauche kein Prophet zu sein, um festzustellen, dass die Klinik-GmbH die Miete nicht werde zahlen können. Nicht umsonst habe 2005 kein Privater die Häuser haben wollen. Der Bürger dürfe nicht weiter für die Folgen einer verfehlten Krankenhaus-Politik zur Kasse gebeten werden.
Landrat Zellner erinnerte daran, dass der Kreistag eine dreihäusige Struktur festgelegt habe. „Wenn das infrage gestellt werden soll, muss der Kreistag das sagen. Ich halte eine neue Strukturdebatte für gewagt.“
Für die Grünen kritisierte Kreisrat Gerhard Weiherer, dass man nicht weiter so vor sich hinwursteln könne. Er bezweifelte, dass Kooperation so einfach sei. „Der Landkreis will die schweren Fälle selber machen und die leichten abschieben...“ Eine Überweisung zwischen den Häusern und von den niedergelassenen Ärzten sei da schon eine größere Hilfe.

„Zwangsjacke der Defizite“

Frieder Costa, CSU-Kreisrat aus Bad Kötzting, kritisierte die Chamer Bürgermeisterin Bucher für ihre Äußerungen. In der zentralen Kreisstadt müsse man sich ja um die Grundversorgung von Lamer Bürgern keine Sorgen machen.
Hans Ertl (FW) sah das Problem in der Grundeinstellung des Bundesministeriums. Dort sei das Ziel eine große Poliklinik in der Mitte und keine Flächenversorgung. Deswegen werde es auch im nächsten Jahr Sparverordnungen geben. Dem schloss sich sein Fraktionskollege Volker Heiduk an. Die ganze Republik stecke in der Zwangsjacke der Defizite. Es gebe nur die Möglichkeit, Strukturen zu hinterfragen und Schnittstellen zu optimieren.

Erschienen:
04.04.2009: CHA_W / 79 / Seite:25
04.04.2009: CHA / 79 / Seite:25

 

 

Viele Grüße

 

Christine Kain

 

- E-Mail:   christine.kain@mittelbayerische.de

4 Fax (09 41) 2 07-3 95

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