VDI nachrichten -21. April 2006. Nr. 16
Energie: Abtrennung und Speicherung von CO2 werden erprobt
Kohlendioxyd in die Deponie

Neueste Ideen und Technologien aus dem Kraftwerksbereich werden in den Energy-Hallen auf der Hannover Messe diskutiert. Die Abscheidung und Speicherung von CO2 gehört dazu. Was einige europäische Kraftwerksbetreiber bereits erproben, wird auch von der EU tatkräftig unterstützt.

Der Druck auf die Energiewirtschaft mehr CO2-Emissionen einzusparen wächst europaweit. Die Bundesregierung will nun die Versorger durch eine um 15 % verringerte Quote bei der Zuteilung von Emissionszertifikaten ab 2008 zwingen, mehr in Klima schonende Technologien zu investieren. Prompt hat der Essener Versorger RWE Pläne für den Bau eines Kraftwerks mit integrierter Kohlevergasung und nachgeschalteter CO2-Abtrennung verlauten lassen. Dabei Soll CO2 verflüssigt werden und per Pipeline zu einem geeigneten, unterirdischen Speicher geschafft werden, wo es ins Gestein verpresst wird. Geologen gehen davon aus, dass es dort im Laufe langer Zeiträume eine feste Verbindung mit dem Gestein eingeht und zu klimaunschädlichem Kalk umgewandelt wird.

Während hier zu Lande noch taktiert wird, schafft Dänemark bereits Fakten. Dort hat vor kurzem der Kraftwerksbetreiber Elsam die weltweit größte Anlage zur Abscheidung und Speicherung von CO2 in Betrieb genommen. Die Pilotanlage hat eine Kapazität von 1 t bis 2 t CO2 je Stunde und befindet sich auf dem Gelände des Kohlekraftwerks in Esbjerg. "Mit dem Testbetrieb, der auf zwei Jahre angelegt ist, sollen erste Erfahrungen mit der CO2-Verflüssigung bei laufendem Kraftwerksbetrieb gesammelt werden. Die unterirdische Speicherung ist dabei noch nicht vorgesehen", erläutert Thomas Thielemann von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover, die an mehreren europäischen Projekten zur Untersuchung und Erkundung von geeigneten Speichern beteiligt ist.

Welchen Stellenwert das mit 8,5 Mio. E aus Mitteln der Europäischen Union geförderte Projekt hat, lässt sich am Besuch des für die Gemeinschaftsforschung zuständigen Kommissars Janez Potocnik ablesen, der die neue Anlage eingeweiht hat: "Wir werden Technologien zum Einfangen und zur Lagerung von CO2 entwickeln, um mittelfristig unsere Emissionen reduzieren zu können", betonte der EU-Kommissar in seiner Rede. Um 30 %, so das erklärte Ziel der Kommission, soll der Ausstoß des Treibhausgases aus Kraftwerken und Industrieanlagen in Europa mit Hilfe der CO2-Speicherung reduziert werden, bevor regenerative Energien die Führung übernehmen. Um die CO2-Abtrennung und Deponierung sicher und kostengünstig vornehmen zu können, laufen derzeit Pilotprojekte in mehreren Mitgliedsstaaten an.

Noch in diesem Jahr will der norwegische Ölkonzern Statoil einen CO2-Speicher im Snövhit-Feld in der Nordsee vor Nordnorwegen in Betrieb nehmen. Pro Jahr sollen 750 000 t verflüssigtes CO2 in eine Tiefe von 2,5 km unter den Meeresboden gepresst werden. Die Kapazität des Speichers soll für rund 20 Jahre reichen.

Auch das inzwischen erschöpfte "Casablanca"-Ölfeld im Mittelmeer, das dem spanischen Energiekonzern Repsol gehört, zählt zu den aussichtsreichen Kandidaten für ein CO2-Endlager. Die Lagerstätte mit einer Speicherkapazität von 0,5 Mio- t CO2 pro Jahr liegt nur rund 40 km von der Raffinerie in Tarragona entfernt, so dass sich das dort anfallende und verflüssigte CO2 per Pipeline ohne größeren Aufwand heranschaffen ließe. Machbarkeitsstudien haben auch Gaz de France für die CO2-Verpressung in einem ehemaligen Gasfeld vor der niederländischen Küste und die österreichische Rohöl AG für ein ausgedientes Gasfeld zwischen Salzburg und Linz in Auftrag gegeben.

Die unterirdische CO2-Lagerung ist ein teures Unterfangen. Dabei kalkulieren die Konzerne mit Kosten von 50 C/t bis 60 C/t. Die EU, die sich als Vorreiter der neuen Technologie sieht, zielt jedoch auf eine Halbierung der Kosten. Populär ist das Verfahren auch in den USA. Die Regierung unter Präsident Bush, welche die Kyoto-Vereinbarungen nicht anerkennt, sieht in der CO2-Deponierung einen wesentlichen Teil der Möglichkeiten zur Treibhausgasreduzierung. Bis 2025 soll die Hälfte der nationalen CO2-Emissionen unterirdisch gespeichert werden.

Mit Unterstützung des US-Energieministeriums und der Industrie will das Land Techniken entwickeln, welche die Kosten auf höchstens 10 $ je 1 t CO2 begrenzen. Nach Berechnungen des Energieministeriums würde das Wirtschaft und Privathaushalte mit nicht mehr als 0,2 US-Cent/kWh Strom zusätzlich belasten.
SILVIAVON DER WEIDEN

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