Verkehr: World Mobility Forum - Autohersteller könnten Marktanteile verlieren, wenn sie den Hybridantrieb ignorieren – Studie von Price Waterhouse Coopers
Energie zurückgewinnen mit Hybridtechnik
VDI nachrichten, Stuttgart 3. 3. 06, wop -

"Es ist fünf vor Zwölf, aber noch nicht zu spät-".. hieß es bei den Teilnehmern des 4. World Mobility Forums in Stuttgart. Dort diskutierten kürzlich Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die umfassenden Problemen der Mobilität unter den Aspekten schwindender Ressourcen samt unerwünschter Abhängigkeiten von Energielieferanten, drohender Verkehrsinfarkte in Ballungsräumen und zunehmender Umweitbelastungen.

Wie sichern wir die Mobilität von morgen?" lautete die Fragestellung des diesjährigen 4. World Mobility Forums in Stuttgart. Dem öffentlichen Personennahverkehr wird hier eine entscheidende Rolle zugesprochen. Von positiven Impulsen berichtete Dr.-Ing. Dieter Ludwig, Geschäftsführer Karlsruher Verkehrsverbund. Demnach belegen Untersuchungen, dass im Großraum Karlsruhe 40 % der Fahrgäste ein Auto besitzen, dieses aber zu Gunsten des dort als vorbildlich angesehenen öffentlichen Verkehrssystems stehen lassen. Von Karin Roth, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, war zu hören: "Wir dürfen die Verkehrsträger nicht gegeneinander ausspielen."Lösungsansätze sieht sie seitens des Bundes, etwa die steuerliche Förderung von Partikelfilternachrüstung und die finanzielle Entlastung von Lkw-Betreibern.

Aus der Praxis berichtete Dave Wetzel, Vizepräsident des Transport für London, dass seit Einführung der City-Maut in der britischen Metropole ein Rückgang von täglich 270 000 auf 200 000 einfahrende Autos zu verzeichnen sei. Er ermutigte die Verkehrs- und Stadtplaner, lokalen Herausforderungen fantasievoll zu begegnen, um den Verkehr zu vermindern.

"Lkw und Pkw werden auch zukünftig den Löwenanteil der Verkehrsleistung erbringen müssen", sagte Andreas Renschler, Dainiler-Chrysler-Nutzfahrzeugvorstand, sie blieben die Kernelemente der Logistikketten: Im deutschen Güterverkehr erbringe die Straße heute 72 % der Leistung, die Schiene 16 %; im Personenverkehr sind es straßenseitig 80 % und bei der Bahn 8 %. Als Beispiel möglicher Finanzierungsalternativen auch hierzulande nannte er New York, wo im letzten Jahr 500 Hybridbusse bestellt und über Public Private Partnership bezahlt wurden.

In der Diskussion über zukünftige Potenziale der Technik, erklärte Dr.Ing. Thomas Weber, DaimlerChryslerVorstand Forschung und Entwicklungschef der Mercedes Car Group: "Wir können uns in naher Ferne sogar die Kombination von Otto- und Dieselmotor vorstellen, den so genannten Diesotto." Er bekannte aber auch: "Wir haben den Hybrid zu lange verdammt und müssen die Chance der Energierückgewinnung wahrnehmen."

Zusammen mit BMW und General Motors arbeitet DaimlerChrysler an einem Voll-Hybrid. Doch im Herbst sollen erst einmal in einer groß angelegten Aktion die sauberen "Bluetec"-Diesel der Mercedes E-Klasse in den USA angeboten werden. Immerhin wurden 2005 in den bisher diesel-resistenten USA 543 000 Dieselfahrzeuge neu zugelassen, dreimal mehr als Hybridautos. Mercedes hofft den Dieselabsatz in Nordamerika, der seit 2000 insgesamt um 44 % gestiegen ist, mit dem schadstoffarmen und partikelfreien neuen Diesel-Modell zu beschleunigen.

Kazuhiko Miyadera, Vizepräsident für Forschung und Entwicklung von Toyota Motor Europa, betrachtet freilich den Hybridantrieb als bestmögliche Lösung zur Ressourcen- und Umweltschonung. Rückenwind erhielt er von einer eigens für das Forum erstellten Studie über die wirtschaftlichen Chancen des kombinierten Benzin und Elektroantriebs. PriceWaterhouse Coopers (PWC) kommt in der Studie zu der Erkenntnis, dass Autohersteller dauerhaft Marktanteile verlieren können, wenn sie den Hybridantrieb ignorieren. Allerdings seien finanzielle Vorteile für den Autofahrer derzeit nicht gegeben.

Aus Sicht der europäischen Hersteller sprächen aktuell wirtschaftliche Argumente eindeutig für den Diesel, so die PWC-Studie. Hybridfahrzeuge würden ihre Mehrkosten erst nach sechs bis zehn Jahren wieder einspielen - das sei mehr als doppelt so lange wie bei Dieselfahrzeugen. Wer heutzutage zu einem Hybridauto greife, so PWC, sei von irrationalen Gründen geleitet, folge also eher einem modischen Trend.

Mit seinen Voll-Hybriden Prius und Lexus RX400h übernahm Toyota die Vorreiterrolle am Markt. Bis zum Jahr 2010 rechnet PWC weltweit mit mehr als 70 Hybridmodellen, in einer Gesamtstückzahl von 1 Mio. Fahrzeugen. "Dabei sein ist alles", resümiert die Studie, vielleicht aber könne der Hybridantrieb einem Autohersteller zusätzlich einen technologischen Vorsprung bei der Entwicklung der Brennstoffzelle verschaffen. Denn beide Systeme arbeiten mit Batterien, Elektromotoren und wechselnden Energieströmen. GUNDEL JACOBI/WOP

 

World Mobility Forum

Die Veranstalter des Forums mussten 2005 ein gewichtiges Problem lösen, da ihnen vom Stuttgarter Gemeinderat die finanzielle Unterstützung für 2006 entzogen worden war. Als Nachfolgeorganisation setzte sich der Verein World Mobility Circle vehement für eine Fortsetzung der Veranstaltung ein. Gründungsmitglieder sind u. a. die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers (PWC), das Institut für Eisenbahn- und Verkehrswesen der Uni Stuttgart sowie die Medienpartner Motor Presse Stuttgart und die Handelsblattgruppe Düsseldorf. Von der Relevanz de ihres Forums sind die Macher überzeugt. Und die Teilnehmer davon, dass nur Kooperation statt Konfrontation die Probleme der Zukunft lösen kann. Zu einer praxisbezogenen Überprüfung dieser These will das World Mobility Forum auch 2007 wieder in Stuttgart tagen. GJ

 

Umwelt: In kohlendioxidreicher Luft verdunsten Pflanzen weniger Wasser - in Folge schwellen Flüsse und Bäche stärker an
Mehr CO2 macht die Pflanzen weniger durstig
VDI nachrichten, Düsseldorf, 3. 3. 06, swe -

Weltweit transportieren die Flüsse heute mehr Wasser als noch vor 40 Jahren. Britische Forscher haben jetzt erstmals nachgewiesen, dass dieser Trend stark mit dem steigenden Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre zusammenhängt. Wie das Wissenschaftsmagazin "Nature" berichtet, sinkt in CO2-reicher Luft die Verdunstungsrate der Pflanzen. So bleibt mehr Wasser im Boden zurück und fließt schließlich über die Flüsse ins Meer. Nicola Gedney und Kollegen vom britischen Hadley Centre for Climate Prediction and Research untersuchten mit Hilfe eines Computermodells, welche Umweltfaktoren in den vergangenen Jahrzehnten den globalen Wasserkreislauf am stärksten beeinflusse haben. Dabei zogen sie das Klima, den Aerosol- und CO2-Gehalt der Atmosphäre sowie die veränderte Landnutzung durch den Menschen in Betracht. Eine statistische Auswertungsmethode namens fingerprinting (Fingerabdruck) lieferte schließlich einen eindeutigen "Hauptverdächtigen": das CO2.Pflanzen benötigen für die Photosynthese CO2 und nehmen das Gas dafür aus der Luft. Die Gasaufnahme erfolgt über kleine, verschließbare Öffnungen in ihren Blättern, den Stomata.

Während des Gasaustauschs geben die Pflanzen über die Stomata zwangsläufig auch Wasser an die Atmosphäre ab. Steigt der CO2-Gehalt der Luft, können die Pflanzen die gleiche Photosyntheseleistung auch mit stärker geschlossenen Stomata erbringen. Dabei schwitzen sie entsprechend weniger.

Umgerechnet auf die weltweite Vegetationsdecke sind die Effekte groß. Nach Berechnungen der Forscher ist der globale Süßwasserabfluss ins Meer seit 1960 allein infolge des CO2-Anstiegs um durchschnittlich ein Drittel l/m2 Landfläche gestiegen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte der Menschheit in Zukunft mehr Süßwasser zur Verfügung stehen.

Die Entdeckung dieses CO2-Effektes bietet neue Forschungsansätze. Langzeitmessungen der Flusspegelstände könnten genutzt werden, um die Auswirkungen des CO2 auf die globale Vegetation zu kontrollieren. Solche Erkenntnisse machen die Klimaforschung noch komplexer. Über die Süßwassermenge, die ins Meer fließt, könnte der CO2-Gehalt der Atmosphäre Strömungsmuster in den Ozeanen verändern und so das Weltklima stärker beeinflussen als gedacht. L. HAASwww.metoffice.com/research/hadleycentre/

 

Energie: Erst muss sich zeigen, dass die projektierte Leistung erbracht werden kann
Baseler Projekt soll Wärme aus 5000 m Tiefe heraufholen
VDI nachrichten, Basel, 3. 3. 06, mg -

Erdwärme soll Strom und Nutzwärme für Baseler Haushalte liefern. Ob ein Kraftwerk machbar ist, wird in einem Jahr bewertet. Bis dahin zeigen erste Bohrungen, ob das Wasser aus 5000 m Tiefe in genügender Menge und ausreichend heiß zur Verfügung steht. Das Geothermieprojekt Deep Heat Mining in Basel geht in die entscheidende Phase. Anfang Mai wird die Injektionsbohrung bis in 5000 m Tiefe auf dem Gelände der IWB (Industrielle Werke Basel) niedergebracht. In den darauf folgenden Monaten klärt sich, ob das Aufbrechen und Durchspülen von heißem Kristallingestein mit Wasser an der Bohrstelle im Basler Norden technisch möglich und die Energiegewinnung wirtschaftlich ist. Dazu muss die Produktionsbohrung zunächst einmal 200 'C heißes Wasser mit einer erwarteten Schüttung von 75 1/s bringen.

Bis zum Frühjahr 2007 will das Unternehmen Geopower Basel Gewissheit über diese Fragen haben. Dann entscheiden die Aktionäre, ob auf dem fußballfeldgroßen Bohrgelände bis 2009 das weltweit erste kommerziell betriebene Geothermiekraftwerk unter Einsatz des Hot-Fractured-Rock-Verfahrens arbeiten wird. Heinrich Schwendener, Verwaltungsratsvorsitzender von Geopower, nennt das Vorhaben "ein Energieforschungs- und Entwicklungsprojekt mit Pioniercharakter und wegweisend für die Zukunft der geothermischen Energiegewinnung".

Das Kraftwerk soll Strom für 10 000 und Wärme für 2700 Haushalte liefern (6 MW/ 17 MW). Es vermindert laut Geopower den Kohlendioxyd-Ausstoß in der Region Basel um jährlich 20 000 t C02. Die Betriebsdauer ist auf 20 Jahre ausgelegt. Dann wird das Gestein auf die für die Wärmeförderung unrentable Temperatur von 175 'C abgekühlt sein. Innerhalb von 30 Jahren baut sich das ursprüngliche Reservoir erneut auf Die Wärme wird in das städtische Fernwärmenetz der Stadt Basel eingespeist. Im Sommer wird hauptsächlich Strom produziert.

Bis zum Anfahren des Kraftwerks sind die Kosten derzeit mit 108 Mio. Schweizer Franken (72 Mio. E) veranschlagt. Für eine zusätzliche Gasturbine fallen weitere 10 Mio. Schweizer Franken an. 70 % der Projektkosten verbraucht die reine Bohrtätigkeit. Unter anderem hat der Preisanstieg für Öl und Bohrstahl sowie für Bohrgerät und Bohrdienstleistungen das Projekt verteuert. Den Auftrag für zwei 5000-m-Bohrungen mit der Option für eine dritte erhielt die deutsche KCA Deutag. Anfang April wird der 63 m hohe Bohrturm aus den Niederlanden in Basel angeliefert. Geistiger Vater des Projekts ist der Schweizer Geologe Markus 0. Häring, Geschäftsführer der Geothermal Explorers Ltd. Er war 1996 in jener Kerngruppe dabei, die im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes für Energie eine Studie unter dem Titel Deep Heat Mining ausarbeitete. Häring brennt förmlich für das Projekt, bleibt aber realistisch bei der Risikoabwägung: "Der Nachweis, dass die projektierte Energieleistung erreicht wird, steht noch nicht." Das mit EU-Mitteln geförderte Bohrprojekt in Soultz-sous-Forets im Elsass setzt ebenfalls auf das Hot-Fractured-Rock-Verfahren. Dort übertraf der Erfolg die Erwartungen.

Eine bis auf 2700 m abgeteufte Sondierbohrung in Weil-Otterbach brachte im Jahr 2001 den Nachweis, dass die Temperatur und die Gesteinsstruktur in der Tiefe die Voraussetzungen für ein Geothermiekraftwerk erfüllen. Im Februar 2004 wurde die Geopower Basel AG als ausführendes Unternehmen gegründet. Federführend im Kreis der nunmehr zehn Aktionäre sind die Industriellen Werke Basel mit einem Kapitalanteil von knapp 28 %. Die weiteren Kapitalgeber sind die Umweltämter der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft, die Schweizer Energieunternehmen Elektra Baselland, Axpo, der Gasverbund Mittelland, das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich, die Azienda Elettrica Ticinese, die für die Bohrtätigkeit zuständige Geothermal Explorers Ltd sowie die deutsche Energiedienst HoldingAG, Laufenburg, ein Beteiligungsunternehmen von Energie Baden-Württemberg. Ferner wird das Projekt von der G. H. Endress Stiftung gefördert.

Geothermie zählt zu den erneuerbaren Energien, ist frei von Kollendioxyd-Emissionen sowie unabhängig von Tageszeit, Saison und Klima. Sie liefert elektrische Energie rund um die Uhr.

Sie wirkt sich bei geringem Platzbedarf minimal auf die Umwelt aus und ist nah am Verbrauchsort lieferbar. Urs Steiner, Geschäftsführer der Elektra Baselland: "Im 21. Jahrhundert kann Geothermie, ähnlich wie die Wasserkraft im letzten Jahrhundert, eine Schlüsselstellung in der Energieversorgung einnehmen." Jedoch haftet der HFR-Technologie ein elektrischer Wirkungsgrad von lediglich 15 % bis 18 % an. Die große Menge an Abwärme ist kaum nutzbar.

Das noch hohe wirtschaftliche Risiko wird durch den Zeitvorsprung der Basler Hot-Fractured-Rock-Pioniere relativiert. Sie sehen sich an der Quelle praktischer und wissenschaftlicher Erkenntnis und hoffen exportfähiges Know-how zu gewinnen.

Energie: Hoher Ölpreis und Energieeinspeisegesetz machen Investitionen lukrativ
Erdwärmestrom will wettbewerbsfähig werden
VDI nachrichten, Düsseldorf, 3. 3. 06, mg -

In der vorigen Woche fielen die Würfel für ein ehrgeiziges Projekt. In Brandenburg wird Deutschlands erstes privat finanziertes Geothermiekraftwerk gebaut mit 25 MW wird es auch das größte sein.

Deutschlands größtes Kraftwerk für geothermisch erzeugten Strom entsteht im brandenburgischen Finowfurt bei Eberswalde. Der privat finanzierte Kraftwerkspark soll in der Endausbaustufe rund 25 MW in das Stromnetz einspeisen. Das Gesamtinvestitionsvolumen für den aus zehn Einheiten bestehenden Geothermiepark beträgt nach Angaben des Essener Trägerunternehmens Enro rund 250 Mio.E. Mit dem Bau einer Demonstrationseinheit von 2 MW bis 3 MW, die einen Finanzierungsumfang in Höhe von 34 Mio.E hat, will das Unternehmen im Sommer beginnen. Die Fertigstellung ist für Ende 2007 geplant. Zur Demonstrationsanlage sollen im Laufe der kommenden Jahre dann weitere Kraftwerkseinheiten hinzukommen. Der Endausbau des Parks ist für Ende des Jahrzehnts anvisiert. Die dafür nötige wissenschaftliche Beratung und das Reservoir-Engineering kommt vom Geothermie Zentrum Bochum (GZB), einem Forschungsverbund dreier nordrhein-westfälischer Hochschulen, mit denen das Essener Unternehmen in der vorigen Woche einen Kooperationsvertrag abgeschlossen hat.

"Durch die drastische Verteuerung bei Erdöl und Gas und die Diskussion um die Importabhängigkeit rückt die Geothermie in den Fokus. Ihr großer Vorteil ist, dass sie klimaunabhängig und über Jahrzehnte preisstabil zu einer sicheren Energieversorgung beitragen kann", begründet der Enro-Aufsichtsratsvorsitzende Karlheinz Bund das Engagement. Bei der Ausstattung mit Finanzmitteln setzt das Unternehmen auf institutionelle Anleger.

"Wir sind davon überzeugt, dass unser Projekt vor allem bei Fonds, die sich auf regenerative Energien spezialisiert haben, auf großes Interesse stoßen wird", sagt Bund und verweist auf das Vorbild in Australien. Dort laufen zurzeit die Vorarbeiten zum weltgrößten Geothermiekraftwerk mit 275 MW elektrischer Leistung. Bei den Stromgestehungskosten rechnet Bund für sein Projekt mit 15 Cent/kWh. Lukrativ ist die Energieform freilich auch, weil ihr die Einspeiseverordnung die Abnahme und Vergütung durch die Stromversorger garantiert. Für die Errichtung des Geothermieparks hat Enro bereitsdie bergrechtliche Erlaubnis für ein Feld von 230 km2 Fläche erhalten. Das geowissenschaftliche und technologische Know-how steuernExperten des GZB bei. "Für den Standort in Nordostdeutschland spricht, dass er aufgrund von zahlreichen Erdöl- und Erdgasbohrungen ausführlich geologisch untersucht ist. Mit großen Überraschungen bei der Erschließung rechnen wir deshalb nicht", sagt Christoph Clauser, Professor für Geophysik an der RWTH Aachen. Mit zunächst drei Tiefbohrungen wollen die Forscher bis zur 5000-m-Marke vordringen. Die dort lagernden mehrere 100 m mächtigen Gesteine lassen eine Temperatur von 170 'C bis 190 'C erwarten. Das macht sie für die EGS-Technologie (Enhanced Geothermal Systems) interessant. Bei dem Verfahren wird das zunächst wenig durchlässige Gestein durch Hochdruckeinpressen von Wasser hydraulisch aufgebrochen. Die auf diese Weise geschaffenen Kluftsysteme bilden einen großvolumigen Wärmeaustauscher im Untergrund. Er erhitzt das von über Tage durch eine Bohrung zugeführte Wasser", erläutert Clauser. Durch die beiden anderen Bohrungen wird das heiße Wasser zu Tage gefördert. Es treibt eine Dampfturbine an, die über einen Generator den elektrischen Strom erzeugt. Dabei ist wegen der vergleichsweise niedrigen Temperatur im Unterschied zum konventionellen Dampfturbinenprozess ein spezielles Arbeitsmittel nötig. Mit Hilfe der ORC(Organic Rankine Cycle)-Wärmekraftmaschine ist so ein Wlrkungsgrad von rund lo % möglich. Jeweils drei solcher aus drei Tiefbohrungen bestehenden Einheiten bilden eine Standardeinheit, die ein zentrales Kraftwerk mit 7,5 MW elektrischer Leistung versorgt. Bis 2010 soll das Geothermiekraftwerk aus drei Standardeinheiten und der Demonstrationsanlage mit insgesamt 25 MW ans Netz gehen. SILVIAVON DER WEIDEN

zurück