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VDI 21.Mai 2004

Mobilfunk: Der leichte Weg zu den Betreiber-Portalen birgt Risiken

Mit dem Handy ungewollt in die Kostenfalle

VDI nachrichten, Düsseldorf, 21. 5. 04 -Die schöne neue Onlinewelt im Mobilfunk hat auch ihre Tücken: Ungewollte Onlinezeiten oder falsche Konfigurationen des Mobiltelefons können unbemerkt ganz schön ins Geld gehen. Einfache Portale, die eigentlich als "Klick to surf"-Erleichterung gedacht sind, entpuppen sich so schnell als Ärgernis.

Manch ein Handynutzer ist genervt. "Wenn man nur einmal auf die falsche Handytaste kommt, ist man sofort mit dem Internet verbunden und es fallen unbemerkt Kosten an", ärgert sich Bert Sterthaus. "100 E im Monat kamen dadurch schnell zusammen", so der Nutzer eines T610-Sony-Ericsson-Handys mit Vodafone-Live-Portal.

Ihm ging es wie etlichen anderen Mobilfunknutzern mit Geräten wie dem Sagem MY V- 65 oder dem Sharp GX-10. Auch T-Mobile-Kunden sind betroffen: Drückt man beim Sony Ericsson T630 mal versehentlich den Joystick nach oben oder betätigt die T-Zones-Taste, versucht das Gerät sich flux ins Internet einzuwählen.

Nicht immer bemerkt es der Kunde sofort, etwa wenn das Handy in der Westentasche steckt. Selbst wenn man seinen Irrtum sofort feststellt, wird mindestens eine GPRS-Einheit fällig. Wer Pech hat und im Verborgenen weiter surft, bei dem tickt die Gebührenuhr munter weiter. Doch Marion Müller vom Mobilfunkkonzern Vodafone beruhigt: "lnsgesamt ist die Zahl der aufgetretenen Fälle im Vergleich zur Zahl der Handynutzer eher gering."

Doch natürlich gibt es keine offiziellen Statistiken über ungewollte GPRS-Verbindungen. Was eigentlich als "klick to surf"-Erleichterung gedacht war, entpuppt sich für den Kunden schnell als ein Ärgernis: Er bekommt ein Gerät, bei dem Tasten und Funktionen komplett auf den eigenen Netzbetreiber eingestellt sind. "Branding" wird diese Bindung des Kunden an die Marke des Unternehmens und seine Dienste genannt.

"Die ständige Einwahl in Internetportale, wie z. B. Vodafone Life, hat einfach nichts mehr mit einfacher Markenbindung zu tun", sagt Stefan Fritzenkötter, Gründer von Handykult, eines der größten Handyforen im Internet. "Hier wird dem Kunden ganz direkt das Geld aus der Tasche gezogen, ohne dass der davon unmittelbar erfährt."

Viele Mobilfunkenthusiasten empfinden ihr Handy, wie etwa das T6 10, durch die Branding-Software zudem künstlich schlechter nutzbar als das Original.

Das Entkommen aus dem Zwangsportal ist für Laien aber nicht ganz einfach: Beim T610 etwa muss die Konfiguration des WAP-Profils geändert und im Handy ein so genannter WAP-Dummy eingestellt werden, damit das Gerät keinen Kontakt mehr zu Vodafone Live hat. Die Konfiguration von MMS und E-Mail ist unabhängig vonWAP.

Alternativ lässt sich das Handy auch "entbranden", indem z.B. die D2-Software durch die Originalsoftware von Sony Ericsson ersetzt wird. Mit Hilfe des Internetprogramms Telmemplus

und eines Datenkabels lässt sich dieLive-Taste dann umbelegen. Nachteil: Das Aufspielen der Originalsoftware führt zum Verlust der Handygarantie. Um Ärger von vornherein zu vermeiden, raten Kenner daher gleich zum Kauf eines freien Mobiltelefons - dank Rufnummernportabilität ist man ja nicht mehr mit seinem Netzbetreiber verheiratet.

Wer den teuren falschen Knopfdruck fürchtet, sollte von der Tastensperre Gebrauch machen oder die Tastatur umbelegen, empfehlen auch die Netzbetreiber.

Eine größere Sicherheit vor ungewollten Surf-Arien bieten auch Klapphandys mit geschützter Tastatur, und der ungewollte Zugang zu T-Zones lässt sich auch durch eine Passwortabfrage vermeiden.

In der mobilen Onlinewelt verbergen sich aber auch noch andere Kostenfallen: Wer sich seine E-Mails aufs Handy schicken lässt, muss beim Konfigurieren höllisch Acht geben, denn falsche Einstellungen können die Telefonkosten schnell in die Höhe treiben. So kann sich die automatische Mail-Abfrage alle fünf Minuten per GPRS leicht zu einigen hundert Euro auf der Telefonrechnung summieren, wenn sich das Handy jedes Mal kurz an- und wieder abmeldet.

Diese Erfahrung musste auch der Schweizer Swisscom-Kunde Ulrich Gebhardt machen: Sein Handy fragte 288-mal am Tag beim Mailserver nach, ob neue Post eingetroffen sei. Die Quittung kam prompt: Fast 2000 Franken sollte er laut Monatsrechnung zahlen. "Unbedarft am Handy rumzuspielen kann schnell in die Kostenfalle führen", mahnt denn auch Helga Zander-Hayat von der Verbraucherzentrale NRW und rät, sich vor dem Kauf eines Handys genau über die Konfigurationsmöglichkeiten zu informieren.

www.telmemplus.dewww.handykult.de

www.vz-nrw.de

 

Unseriöses Abkassieren

Tricks mit der Nummer
VDI nachrichten, Düsseldorf, 21. 5. 04 -

Immer lästiger werden für arglose Handybesitzer die Tricks, mit denen unseriöse Firmen versuchen ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Oft klingelt das Handy nur einmal; bevor der aufgeschreckte Handybesitzer sein Mobilfunkgerät überhaupt zücken kann, ist das Ding schon wieder verstummt. Auf dem Display erscheint die Mitteilung "Anruf in Abwesenheit" samt dazugehöriger 0190er- oder 0137er-Nummer. ist der Angerufene neugierig geworden, hat in der Schnelle nicht erkannt, dass es sich um eine teure Rufnummer handelt, und wählt sie zwecks Rückrufs, hört er am anderen Ende nur ein Freizeichen. Was nicht weiter verdächtig scheint, sorgt als übler Trick dafür, dass der Gebührenzähler rattert. Denn was der Anrufer nicht weiß: Er ist schon längst mit der gewählten Nummer verbunden, das Freizeichen kommt nur vom angeschlossenen Band, während er noch darauf wartet, das jemand abnimmt. Je länger der Anrufer durchklingelt, desto teurer das Gespräch. Bester Schutz für die Verbraucher: SMS oder Anrufe dieser Art einfach ignorieren. . el

www.dialerhilfe.de