Landshuter,Straubinger,23.Oktober 2004

Goppel kündigt Studiengebühren inHöhe von 500 Euro pro Semester an

Mehr Geld und Eigenverantwortung für Hochschulen - Erster Elitestudiengang

München. (dpa) Zum Beginn des Wintersemesters hat Bayerns Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) den Hochschulen im Freistaat mehr Geld und mehr Eigenverantwortung in Aussicht gestellt. "In den Jahren 2005 bis 2008 sollen die Hochschulen nicht mit weiteren Einsparungen belastet werden", sagte Goppel am Freitag in München. Zudem kündigte er die Einführung von Studiengebühren an, sobald das Bundesverfassungsgericht dazu grünes Licht gegeben habe. Der Semesterbeitrag soll sich auf etwa 500 Euro belaufen.

Das Hochschulbudget soll den Angaben zufolge in den kommenden beiden Jahren erhöht werden. 2005 ist demnach eine Steigerung von 4,1 Prozent geplant, weiter drei Prozent kommen im Jahr 2006 dazu - Zahlen, die aber auch im Zusammenhang mit den beständig steigenden Studierendenzahlen in Bayern gesehen werden müssen. Mit rund 46500 Studienanfängern hatten die Hochschulen gerade zum dritten Mal in Folge einen Rekord gemeldet. Insgesamt studieren derzeit im Freistaat 251000 Menschen. Künftig sollen diese nach dem Wunsch der Staatsregierung selbst für ihr Studium aufkommen.

Rund 200 Millionen Euro würden die Studienbeiträge, die mit den anfallenden Verwaltungsgebühren zusammen auf 600 Euro pro Student und Semester steigen könnten, insgesamt einbringen. Das entspräche etwa sieben Prozent des jährlichen Hochschuletats. Goppel stellte die Möglichkeit einer "räumlichen Steuerungsfunktion" der Gebühren dar. Hochschulen an weniger beliebten Standorten könnten weniger Geld für die Ausbildung verlangen als die in Ballungsräumen, erklärte er.

Der Wissenschaftsminister bekannte sich zum Standort Oberfranken, wo in der Vergangenheit mehrfach über die Streichung von Bildungszweigen diskutiert worden war. "Die Narbe hin zum Osten soll keine Abbruchstelle sondern eine Aufbausituation sein", sagte er an die Adresse von Bamberg und Bayreuth. In Zeiten der Strukturänderungen und des Umbaus soll den Hoch- schulen selbst mehr Mitspracherecht eingeräumt werden. Die Novellierung des Bayerischen Hochschulgesetzes sieht vor, ihnen beispielsweise die Zuständigkeit für die Ernennung von Professoren zu übertragen.

Unterdessen gab Ministerpräsident Edmund Stoiber am Freitag den Startschuss für den ersten Elitestudiengang im Freistaat. Die Universität Augsburg wird mit dem Studiengang "Finance and Information Management" nach Angaben Stoibers in ein internationales Netz von Weltrang eingebunden. Der Ministerpräsident erklärte weiter, mit der neuen Top-Ausbildung solle der Trend zur Abwanderung von Spitzenkräften gestoppt werden. In diesem Wintersemester starten an Bayerns Universitäten zehn Elitestudiengänge, die vom Freistaat im Jahr mit rund neun Millionen Euro gefördert werden.

Dienstag, 21.September 2004

Studenten aus München entwickeln High-Tech-Rad

Goppel lobt" Beispiel für anwendungsnahe Forschung"

München. (dpa) Ein Fahrrad mit Gefühl für Überbelastung hat Bayerns Wissenschaftsinister Thomas Goppel (CSU) am Montag in München vorgestellt. Das von Studenten entwickelte mechatronische High-Tech-Rad sei ein "hervorragendes Beispiel für anwendungsnahe Forschung in Bayern und vorbildlich für produktives Zusammenspiel zwischen Hochschule und Wirtschaft", sagte Goppel. Durch die Kombination des Leichtbauwerkstoffs Carbon mit spezieller Keramik kommt es bei Belastung und dadurch bedingter Verformung des Rahmens zu elektrischen Impulsen, die dann gemessen und dem Fahrer auf einem Display als Belastungsdaten angezeigt werden. Damit könnten in Zukunft möglicherweise Unfälle verhindert werden wie bei der vergangenen Tour de France, als ein Lenkerbruch einen Massensturz auslöste, hieß es. Außerdem könnten Räder bei einer Weiterentwicklung möglicherweise mit Wegfahrsperren, Standortsender oder Diebstahlsicherung ausgerüstet werden, die mit Schwachstrom betrieben werden können. Das Rad wurde von 15 Studenten der Fachhochschule München über mehrere Semester hinweg unter Anleitung von Prof.Alexander Horoschenkoff gebaut.

 

Mittwoch, 15.September 2004

Münchner Unis sollen enger verzahnt werden

Vorschlag von Expertenkommission – TU für eine Zusammenlegung - LMU gegen Fusion München. (dpa/AP) Für eine Stärkung des Wissenschaftsstandortes München hat eine Expertenkommission eine sehr enge Verzahnung der beiden dortigen Universitäten vorgeschlagen. Die Kommission habe sich für eine "strukturierte Kooperation beider Universitäten in Forschung und Lehre" ausgesprochen, teilte das bayerische Wissenschaftsministerium am Dienstag mit. Überlegungen für eine auf längere Sicht denkbare Fusion beider Universitäten - der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und der Technischen Universität (TU) - sind damit aber nicht vom Tisch. Das Echo der Hochschulen war gespalten.

Der Kommissionsvorsitzende und Konstanzer Philosophie-Professor Jürgen Mittelstraß hob in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk vielmehr die Vorzüge einer Fusion hervor. "Der Vorteil ist, dass auf diese Weise die Ressourcen vor Ort weitaus besser genutzt werden könnten, als das gegenwärtig der Fall ist. " Nach seiner Ansicht hätten die Münchner Unis mit einer Zusammenlegung beste Chancen, sich im europäischen Wettbewerb der bedeutendsten Universitäten auf einem vorderen Platz zu behaupten.

Wissenschaftsminister Thomas Goppel sagte im Bayerischen Rundfunk dazu, es gebe "viele Möglichkeiten der Verschlankung und Verbesserung der Zusammenarbeit" zwischen den beiden Münchner Unis. Das könnte von der Zusammenlegung einzelner Fakultäten bis zur vollständigen Verschmelzung gehen. Jetzt müssten sich erst einmal die Universitäten unterhalten. Ziel sei kein Sparprogramm, sondern eine bessere Positionierung des Standorts München im internationalen Wettbewerb.

LMU-Rektor Bemd Huber sagte dem selben Sender: "Wir halten eine solche Fusion für falsch." Beide Münchner Universitäten seien sehr erfolgreich. Ein Zusammenschluss werde nur "einen Koloss auf tönernen Füßen, eine Monster-Uni" schaffen. Dagegen begrüßte TU-Präsident Wolfgang Herrmann die Vorschläge. Ein Zusammenschluss mit mehr Geld und Personal könne die internationale Konkurrenzfähigkeit erhöhen. 

In ihren Grundsatzempfehlungen sprach sich die Kommission für ein Integrationskonzept aus, "in dessen Rahmen Forschungs- und Lehrprogramme zusammengeführt würden und an die Stelle der bisherigen traditionellen Fächer- und Fakultätsstrukturen eine neue, an den Erfordernissen einer modernen Forschung und Lehre orientierte Struktur träte". Die Kommission will dazu später noch detaillierte Vorschläge unterbreiten. Die SPD-Landtagsfraktion warf der Staatsregierung indes vor, sie nutzte die Universitäten "lediglich als Prestigeobjekte ihrer Politik". Der Vorsitzende des deutschen Historikerverbandes, Prof. Manfred Hildermeier, hat indessen die deutsche Hochschulpolitik massiv kritisiert. Die Hochschulreform, die bis Anfang 2005 die Einführung neuer Studiengänge - Bachelor of Arts und Master of Arts - vorsieht, sei angesichts der schlechten Rahmenbedingungen zum gewünschten Zeitpunkt nicht umsetzbar. Es fehle an Personal, Geld und Zeit für die Umsetzung.

Hildermeier sprach von einer der tief greifendsten Reformen der letzten Jahrzehnte. Im Grunde werde die gesamte Universitätslandschaft umgebaut, ohne dass die Politik hierfür die notwendigen Voraussetzungen schaffe, sondern weitere Kürzungen vornehme.

zurück