Straubinger, 5.August 2005

Ohne private Vorsorge droht Altersarmut
Von Florian Schwarzfischer

Auch im Landkreis Cham muß das Bewußtsein für die Rentenlücke geweckt werden

Cham. Wer nicht rechtzeitig an private Altersvorsorge denkt, läuft Gefahr, seinen Lebensstandard als Rentner nicht halten zu können. Schlimmstenfalls droht Altersarmut. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge entstehen in den kommenden Jahren in 60 Prozent der Haushalte Rentenlücken. Die Chamer Zeitung hat bei Banken nachgefragt, wie es im Landkreis um die Vorsorge bestellt ist.

Johann Fersch von der HypoVereinsbank Cham sagt: "Die größte Gefahr für Altersarmut besteht bei den Jüngeren. " In der Chamer Region sei das geringere Lohnniveau im Vergleich zu anderen Standorten der größte Nachteil, der jedoch durch die geringeren Lebenshaltungskosten wettgemacht werden könne. Sein Rat: "Rechtzeitig vorsorgen, denn vom Staat erhält man viele Euro, die man nicht verschenken braucht."

Laut Helga Schuhbauer von der Sparkasse Cham glauben die älteren Landkreisbewohner, die Vorsorge für das Alter getroffen zu haben - die jüngeren würden dieses Thema vor sich herschieben. "Personen, die keine Sparmöglichkeit haben, sich auf die gesetzliche Rente verlassen und sich nicht mit Risiken beschäftigen, sind am meisten durch Altersarmut gefährdet", warnt sie. 39 Prozent der berufstätigen Deutschen hätten nicht ausreichend vorgesorgt. Vor allem für Jüngere seien private und betriebliche Vorsorge mit staatlicher Förderung zu empfehlen, doch auch Immobilien, Lebensrisikovorsorge oder Absicherung durch eine Lebensversicherung.

Arthur Schiegl, Regionalleiter Roding der Raiffeisenbank, zeigt das Problem auf: "Sinkende Löhne, gleich bleibende und sinkende Renten: Das wird zwangsläufig zu mehr Altersarmut führen." Die Kosten des täglichen Bedarfs und die Lebenserwartung der Rentner werden sich erhöhen. "Zudem bleiben die Zuzahlungen bei Arzt, Apotheken und Miete weiterhin gleich - die Energiekosten werden enorm steigen. Frauen werden mehr von der Altersarmut gefährdet sein. Sie sorgen im Vergleich zu den Männern einfach weniger vor." Aber auch Langzeitarbeitslose, Behinderte, chronisch Kranke und Akademiker, die keinen Job finden, sind gefährdet. "Der Vor-teil unserer Region ist das viele Wohneigentum und die geringen Lebenshaltungskosten." Sein Vorschlag an alle lautet grundsätzlich: "Sparen, sparen, sparen! Bereits in jungen Jahren kann man sich mit Wohneigentum absichern." Es gelte vor allem, die staatlichen Zulagen zu nutzen. Zudem würde Schiegl zu langfristigen Sparverträgen, Aktiensparplänen und Konsumverzicht raten.

Heinrich Gleixner, Geschäftsstellenleiter der Chamer Volksbank, stellt klar: "Ungefähr 60 bis 70 Prozent der derzeitigen Rentner sind finanziell gut abgesichert, ein Viertel muss sparsam leben und fünf Prozent leben am Existenzminimum. Ab den Jahr 2030 wird ein Rentner von einem Arbeitnehmer getragen. Das ist eine fatale Situation." Eine sehr gute Altersvorsorge sei Wohneigentum, sagt Gleixner. "Man darf aber auf keinen Fall die Berufsunfähigkeitsabsicherung vergessen." Zudem seien die staatlichen und privaten Renten- und Pflegeversicherungen anzuraten. Vor allem die Geburtsjahrgänge 1975 und jünger seien von der Altersarmut gefährdet. Die Rentner in unserer Region werden bei entsprechender Vorsorge weiterhin gut leben.

Peter Tiefenbach vpn der Commerzbank erwartet eine stärkere Absenkung des Rentenniveaus. "Die drohende Rentenlücke kann berechnet und von vornherein durch Vorsorgemodelle gedeckt werden. Staatliche Förderungsmöglichkeiten wie die Riester-Förderung sind hierbei wesentlich attraktiver als bisher angenommen." Die Vorsorge für Berufsunfähigkeit sowie die Erwerbsminderung seien jedoch auch nötig. "Gerade den Jahrgängen ab 1961 ist durch die letzte Gesetzesänderung ein Nachteil beschert worden."

Laut Christoprh Wölfl, Filialleiter der Dresdner Bank, unterschätzen die Deutschen die Lebenserwartung erheblich, "Viele haben nicht ausreichend für das Alter vorgesorgt. Hier muss ein Umdenken erfolgen." Grundsätzlich müsse sich jeder frühzeitig über die eigene Versorgung Gedanken machen. Die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen sind unterschiedlich. Man sollte sich aber auch bei den Themen Krankheit, Pflege, Unfall, Tod und Berufsunfähigkeit absichern.

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